Liebes Reinheitsgebot..

Jetzt wirst du also 500 Jahre alt! Happy Birthday, altes Haus! Du hast dich echt gut gehalten. Nach wir vor bist du in aller Munde und auf so ziemlich jedem Etikett in diesem Land aufgeführt. Sogar noch auf den meisten Weizenbieren, obwohl in deiner Urfassung von 1516 nur von Gerste die Rede war. Man packt dich auch aufs Etikett, obwohl im Brauprozess neben Malz, Hopfen, Wasser und Hefe gerne mal Kieselgur und Polyvinylpolypyrrolidon eingesetzt werden. Das ist für dich in Ordnung und die Bierindustrie filtert es ja wieder raus. Wenn du auf dem Etikett stehst, dann verkauft sich Bier einfach besser. Schliesslich bist du die älteste Lebensmittelverordnung der Welt. Du schaffst nach wie vor Vertrauen.

Ich wünsche mir von dir für die Zukunft zwei Dinge: Mach dich mal was locker und sei zugleich auch etwas strenger!

Mir als Hobbybrauer ist es ja egal, aber es gibt Leute, die würden hierzulande gerne etwas kreativer sein. Die würden gerne Bierstile brauen und verkaufen, die in aller Welt anerkannt und auch normal sind. Einen Milkstout zum Beispiel oder ein Wit. Da kommen aber neben Malz, Hopfen, Hefe und Wasser noch weitere natürliche Zutaten rein. Bei solchen natürlichen Zutaten könntest du ruhig mal etwas lockerer werden. Sonst bleibt unsere deutsche Bierlandschaft nämlich die nächsten Jahre so langweilig, wie sie aktuell ist.

Auf dem Etikett eines Bieres sollte in Zukunft aufgeführt werden, was wirklich im Bier drin ist. An dieser Stelle darfst du, liebes Reinheitsgebot, ruhig etwas strenger werden! Alles, was zur Herstellung des Bieres verwendet und eingesetzt wird, sollte auch auf’s Etikett. Wenn strickt nach 1516 nur mit Gerstenmalz, Hopfen Wasser und Hefe gebraut wird, dann sollte es auch so auf dem Etikett stehen. Wenn zusätzlich natürliche Zutaten wie Orangenschalen und Koriandersamen verbraut werden, dann ist das in Ordnung und dann sollte man es auch so schreiben. Und wenn neben Malz, Hopfen, Hefe und Wasser weitere Zusatz- und Verarbeitungshilfsstoffe eingesetzt werden, dann sollte man diese Stoffe auch auf dem Etikett aufführen. Denn: Transparenz ist heute wichtiger denn je!

Und so bleibst du dann auch die nächsten 500 Jahre unsere liebste Lebensmittelverordnung und geniesst unser vollstes Vertrauen. Lass Dich feiern!

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4 Antworten zu Liebes Reinheitsgebot..

  1. Martin schreibt:

    Kurz gesagt…i like! Bin selber leidenschaftlicher Biergenießer und freue mich drüber das es in Deutschland wieder den Trend zum „gutem“ Bier gibt. Es war ein grauen als Kind der 80ger mitzuerleben wie Biere mit allem was man finden konnte gemischt wurde. Aktuell geht es definitiv bergauf. Und das man ein wenig lockerer werden darf was das Gesetzt von 1516 angeht kann ich an dieser Stelle auch nur unterstützen. Weiter so…und wer noch eine Stelle für ein Komma findet darf sie behalten. 😉

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  2. Frank W aus D schreibt:

    Klasse Statement! Danke dafür! 😃

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  3. Marcus schreibt:

    Trifft den Nagel auf den Kopf! Und mal ganz ehrlich manchmal gibt eine weitere Zutat (z.B. Chili) einem Bier den ultimativen Kick. Das ist doch wie beim Kochen.

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  4. Marc aus Bremen schreibt:

    Gut geschrieben, Top.

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